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Valada

Landwirtschaft in der dritten Dimension


Kommen jetzt Agrartürme in die Stadt?

 

Wir Menschen vermehren uns auf der Erde, ohne Ausweichmöglichkeit. Spätestens im Jahre 2050 werden wir mehr als 9 Milliarden sein. Und alle wollen was zu essen und trinken haben!
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Grundsätzliches

Stadtbauern gibt es schon lange in Europa: Sie wohnen in der Stadt und haben ihre Felder am Stadtrand oder außerhalb. Und zwar seit dem Mittelalter schon. Oft ist die Stadt einfach um die Höfe und Felder herum gewachsen. Es gibt Stadtbauern noch heute in vielen Städten.

Eine jüngere Form der Landwirtschaft stellt der bekannte Kleingarten dar. Die Kleingartenkolonien  sind meist in Städten zu finden. Diese Gärten waren insbesondere nach dem 2. Weltkrieg sehr wichtig für die Versorgung der Menschen mit Möhren, Gurken, Salat usw. Allmählich kam dann auch die Landwirtschaft wieder auf die Beine. So dass Kleingärten für die Grundversorgung immer weniger erforderlich waren. Heute werden Kleingärten nur noch als Hobby genutzt. Was aber nicht bedeutet, dass sie am Verschwinden sind. Im Gegenteil! Sie erfreuen sich nachwievor großer Beliebtheit und werden wieder mehr.


Ein neuer Trend sind landwirtschaftlich genutzte Dachgärten. Nein, keine Kartoffel- oder Weizenfelder, aber Kräutergärten auf Hoteldächern z.B. kommen in Mode.    


Ebenso auf Kreuzfahrtschiffen.  

In Tokyo ist ein Dachgarten für größere Neubauten jetzt Pflicht. Damit will die Stadt die Erwärmung der Innenstadt im Sommer reduzieren. Ob diese dann aber auch mit Nutzgärten ausgestattet werden?

Aber auch im Kleinen tut sich was in den Städten: Immer mehr Balkone und Terrassen werden zu grünen Oasen!

 

Agrartürme

Ein paar Nummern größer dagegen planen eifrige Architekten und Designbüros: Mehrstöckige Gewächshäuser mitten in der Stadt! Stichwort „Vertical Farming“.

Inspiriert durch den Visionär Dickson Despommier. Dieser meint, die herkömmliche Landwirtschaft bräuchte zuviel Raum, um auch in Zukunft die Menschheit ernähren zu können. Und schlägt deshalb vor in die Höhe zu gehen. In der Stadt können solche vertikalen Gewächshäuser zumindest die Versorgung mit Obst, Gemüse und Kräutern sicherstellen. Ja sogar Viehwirtschaft ist denkbar.

Agrartürme: Designideen auf verticalfarm.com http://www.verticalfarm.com

Natürlich stellen solche Konstrukte die Architekten und Techniker vor neue Herausforderungen: Pflanzen brauchen Licht, Wasser und Wärme! Das sind alles Attribute, die wir zwar von klassischen Gewächshäusern kennen, nicht aber von normalen, mehrstöckigen Häusern.
Helfen bei der Realisierung tut bestimmt der Umstand dass rund um die Welt immer mehr Häuser mit hohem Pflanzenbesatz entstehen. Sei es als Experiment wie „Biosphäre 2“ oder durch Intensivkulturen wie das im Volksmund „Mar del Plastico“ genannte Gebiet in der Provinz Almeria (Spanien).  In Almeria stehen die Betreiber der Plantagen inzwischen vor dem Problem der ausreichenden Bewässerung. Regen fällt dort inzwischen nur noch wenig, so dass das Grundwasser tatsächlich knapp wird. Leider wird auch das Trinkwasser aus dem Grundwasser gewonnen.

Wasser

In einem Agrarturm kann man versuchen den Wasserhaushalt so weit wie möglich autonom zu gestalten. Das setzt aber voraus, dass das Gebäude annähernd Luftdicht ist und zwar ohne dass Kondenswasser die Technik beeinträchtigen kann.

Luft

Je höher so ein Turm, desto stärker der Drang von warmer Luft nach oben. Es braucht also auch eine gute Umwälzanlage für die Luft. Sonst entsteht die Gefahr, dass unten die Räume zu kalt sind und oben zu warm. Ein Problem mit dem auch die Betreiber des Tropical Islands (bei Brand) konfrontiert wurden.

Licht

Steht das Gebäude in südlichen Gefilden, ist meist genug davon da, so dass große Fensterflächen vielleicht ausreichen. Auf der nördlichen Hemisphäre ist das aber spätestens im Winter ein großes Problem. Also müssen die Pflanzen künstlich beleuchtet werden können.

Energie

Der Strombedarf dafür und auch für die Lüftung und Heizung wird enorm sein. Der Versuch den gesamten Strombedarf über Photovoltaik und Windräder selbst zu erzeugen dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Der zusätzliche Strombedarf muß also von den Kraftwerken kommen.  Es sei denn, jedes Hausdach in der Stadt wäre mit Photovoltaikanlagen bestückt, dann wäre auch der Bedarf, den Kohlekraftwerke liefern müssten geringer. Die Differenz könnte dann für Agrartürme genutzt werden.
Geothermie kann ich mir auch gut als Energielieferant vorstellen.

Auf Island zum Beispiel, kann genügend Strom umweltverträglich erzeugt werden. Anstatt die dortige Umwelt mit noch mehr Aluminiumfabriken zu schädigen, halte ich Gewächshäuser für viel sinnvoller. Wäre doch mal eine Idee, oder?

 

Schlussbetrachtung

Ob nun solche schönen Projekte wie der Living Tower (Jahr 2005) vom Architekturbüro SOA wirklich gebaut werden, wird sich zeigen.

Wobei mir die Kombination aus Büro- und Landwirtschaftsgebäude noch am  erfolgversprechendsten erscheint. Man kann ja in Zukunft jeden Büroneubau nach den neuen Kriterien bauen. Dann wäre der Mehraufwand im Betrieb weniger und dann auch einfacher zu handhaben. Vielleicht wären dann auch separate Agrartürme überhaupt nicht nötig. Ein Punkt, der gerade bei den hohen Grundstückspreisen in den Städten wichtig ist.

Diese Pflanzenkulturen müssen natürlich betreut werden. Und zwar ganzjährig! Es braucht dann spezialisierte Landwirte für diese urbane Landwirtschaft. Vielleicht ist dann der Beruf des Stadtbauern auch wieder attraktiv für junge Menschen, wer weiß?

Dies ist nur ein kleiner Artikel über ein doch recht umfangreiches Thema. Ich hoffe dennoch zumindest die Idee der vertikalen Landwirtschaft nahebringen zu können.

Lillypad City von Vincent Callebaut 

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